Die Erfindung betrifft eine Flügelmechanik mit einer
Stoßzunge, einem davon unabhängigen Repetierschenkel und einer an
einem Hammerstiel angeordneten Hammerrolle, die mit der
Stoßzunge und dem Repetierschenkel in Kontakt steht.
Die Mechanik der modernen Flügel, d. h. die
Stoßzungenmechanik, beruht im wesentlichen auf den Erfindungen von
Bartolomeo Christofori im Jahr 1726, John Broadwood im Jahr
1777, Robert Stoddart im Jahr 1777 (patentiert für John Gilb
im Jahr 186) und Sébastien Érard im Jahr 1808 (in
verbesserter Form patentiert im Jahr 1821). Die letztgenannte
Mechanik ermöglicht das sogenannte Repetieren, bei dem nach dem
Anschlagen einer Taste diese erneut angeschlagen wird, ohne
daß sie vorher wieder vollständig in ihre Ausgangsposition
zurückgekehrt ist, was ein schnelleres Spiel erlaubt. Die
Entwicklung der Stoßzungenmechanik und ihres Standes in der
heutigen Zeit erläutern die Veröffentlichungen von Ehrlich,
"The Piano, A History", Oxford University Press, 2. Auflage
(1990), und von Palmieri, "Piano Information Guide, An Aid to
Research", Garland Publishing Inc., New York & London, 1989.
Die Tatsache, daß das sehr alte Prinzip der
Stoßzungenmechanik seit so langer Zeit weitgehend unverändert bis heute
beibehalten und von allen in der Welt führenden
Flügelherstellern übernommen worden ist, belegt die hohe technische
Qualität des Systems und seine Nutzbarkeit mit musikalischer
Perfektion.
Trotz des technisch hohen Standards der Stoßzungenmechanik
ist sie noch nicht ganz zufriedenstellend. Der Anschlag der
Taste erfordert immer noch einen relativ hohen Kraftaufwand.
Dieser führt bei physisch weniger kräftigen Spielern und
insbesondere bei Berufspianisten häufig zu Überlastungen bis
hin zu gesundheitlichen Schädigungen, wie
Sehnenscheidenentzündungen, die auch schon zur Aufgabe des Studiums oder
Berufs des Betroffenen geführt haben. Es gibt Anzeichen
dafür, daß in den letzten Jahren gesundheitliche Schäden bei
Berufspianisten zugenommen haben (Wagner, "Medizinische
Probleme bei Instrumentalisten", Laaber-Verlag, Laaber (1995),
und Altenmüller, "Causes and cures of focal limb dystonia in
musicians", ISSTIP-Journal, Nr. 9 (1998), Seiten 13-17).
In diesem Zusammenhang ist auch von Interesse, daß berühmte
Pianisten, wie Wladimir Horowitz und Glenn Gould, zur
Vermeidung dieser sogenannten "schweren Spielart" ältere
Instrumente mit ausgespielter Mechanik bevorzugten, um eine
leichtere Spielart zu erhalten.
Inzwischen ist es bereits gelungen, den Kraftaufwand und
sogar den zeitlichen Verlauf der aufgewandten Kraft beim
Anschlagen von Klaviertasten meßtechnisch zu erfassen. Hierzu
wird auf die Veröffentlichung von Drescher, Parlitz,
Thiedemann und Altenmüller, "Ein neues Meßinstrument zur
Bestimmung und Darstellung von Fingerkräften auf der
Klaviertastatur", EURO PIANO, 39. Jahrgang April-Juni 1999, Heft
2/99, Seiten 23-28, hingewiesen. Die dort beschriebene
Messung soll unter anderem dazu dienen, einerseits
Klavieranfänger an eine kraftsparende Spielweise heranzuführen und
andererseits die Anschlagstechnik von ausgebildeten Pianisten
dahingehend zu optimieren, daß deren Kraftaufwand
ökonomischer wird.
Bezüglich der Kraft, die ein Pianist für das Anschlagen einer
Taste eines Flügels aufwenden muß, ist die Hammerrolle ein
kritisches Konstruktionsteil. Dabei ist zunächst zu
berücksichtigen, daß unter dem Begriff "Rolle" der Fachmann auf dem
Gebiet der Flügelmechanik stets ein unbewegliches Bauteil
versteht, das dementsprechend auch nicht drehbar ist. Die
Bezeichnung "Rolle" entstand einfach aus der äußeren Form
dieses Bauteils, an dem eine gekrümmte Oberfläche erwünscht
ist. Diese läßt sich dadurch am einfachsten erreichen, daß
man das Bauteil in Form eines kleinen Zylinders herstellt.
Die Befestigung der Hammerrolle am Hammerstiel erfolgte aber
in der Praxis seit den Anfängen der Stoßzungenmechanik bis in
die heutige Zeit immer derart, daß die Hammerrolle als
unbeweglicher, nicht drehbarer Zylinder eingebaut wurde. Diese
Art des Einsatzes der Hammerrolle führt dazu, daß sie beim
Anschlag der Taste am Repetierschenkel und an der Stoßzunge
nicht rollend, sondern nur gleitend entlanggeführt wird.
Dieses Gleiten trägt zu dem vorgenannten unerwünschten hohen
Kraftaufwand beim Anschlag wesentlich bei. Dieses Problem
wird beispielsweise auch in der Veröffentlichung von
Junghanns, "Der Piano- und Flügelbau", Verlag Das
Musikinstrument, Frankfurt am Main, 5. Auflage (1979), Seite 266,
angesprochen, wo es heißt:
"Die Spielart der Flügelmechanik hängt außer der
mechanisch richtigen Einteilung der Kraft- und Lastarme
am Spielwerk mit der Stellung der Stoßzunge zur
Hammerrolle zusammen. Ist die Stellung zu aufrecht, wird
die Stoßzunge leicht abgleiten und damit eine
leichtere Spielart, aber ohne jegliche Kraft erzeugen. Ist
sie dagegen zu schräg, wächst die Kraft beim
Anschlag, die Stoßzunge wird aber schwer herausgehen
und sich durch eine unangenehme Spielart bemerkbar
machen."
Zu den bei dieser Mechanik auftretenden Reibungen wird in
dieser Veröffentlichung, Seite 269, noch folgendes
ausgeführt:
"Reibungen: Über die Achsreibungen ist dasselbe zu
sagen wie beim Piano. Von den durch zwei
aufeinanderliegende Teile mit eigenen Drehpunkten
hervorgerufenen Reibungen macht sich die zwischen Rolle
(gemeint ist der Drehpunkt des Hammerstiels an dem
die Rolle starr befestigt ist. Anmerkung des
Erfinders) und Repetierschenkel stark bemerkbar."
Ferner ist mit der feststehenden Hammerrolle der
unvermeidliche Nachteil verbunden, daß durch das Spielen des Flügels
im Laufe der Zeit die der Gleitreibung unterliegende
Oberfläche der feststehenden Hammerrolle einem Verschleiß
unterliegt. Die Oberfläche dieser bekannten Hammerrollen bestehen
im allgemeinen aus Leder. Bei Flügeln führt die Gleitreibung
an der Hammerrollenoberfläche oft zu sehr störenden
Nebengeräuschen, z. B. zu einem Quietschen, und zu einer schweren
Spielart. Beim jeweiligen Konzert- und Stimmservice wird
durch Aufbringen von Hilfsstoffen, wie Talkumpuder,
sogenanntem "dry-lube", oder Puder aus Polytetrafluorethylen
(Handelsname "Teflon"), die Gleitreibung vorübergehend
vermindert.
Aus der US 5239907 A ist eine Flügelmechanik bekannt, die dem
aktuellen Stand der Technik entspricht. Dort ist eine Rolle
vorgesehen, die mit dem Repetierschenkel in Berührung steht.
Aus verschiedenen Zeichnungsfiguren der Druckschrift ist für
die Rolle eine Befestigung erkennbar, die eine Drehung
derselben offensichtlich nicht zuläßt. Auch enthält die
Druckschrift keinen sonstigen Hinweis auf die mögliche Drehbarkeit
der Rolle.
Eine Flügelmechanik älterer Bauart ist aus der DE 630 420 C
bekannt. Diese weist gemäß den dortigen Fig. 5 und 6 ein
Röllchen oder einen Nocken auf, die jeweils aus Wildleder
bestehen und am Hammerstiel befestigt, sind. Auch hier findet
sich keine Angabe, daß das Röllchen drehbar sein soll. Ferner
ergibt sich aus der zu dem Röllchen angegebenen Alternative
des Nockens, daß hierbei an ein drehbares Bauteil nicht
gedacht war.
Im Stand der Technik wird jedoch auch von drehbaren Rollen
berichtet. So betrifft die DE 11 63 123 B eine Flügelmechanik,
bei der die Hammernuß mit einer beweglichen bzw. drehbaren
Rolle versehen ist, welche sich auf dem Repetierschenkel
rollend auf und ab bewegt, wie im dortigen Anspruch 3 angegeben
ist. Jedoch ist diese Konstruktion bezüglich der Verringerung
des Kraftaufwands beim Anschlagen der Taste wirkungslos. Der
Grund liegt darin, daß die bekannte Rolle nur Kontakt zum
Repetierschenkel, nicht aber zur Stoßzunge hat. Die Folge
ist, daß die Rolle beim Niederdrücken der Taste keine
Funktion hat. Vielmehr tritt sie erst in Aktion, wenn nach dem
Anschlagen der Saite der Hammer wieder zurückfällt.
Ferner ist in der DE 38 810 C eine Mechanik mit einer drehbar
gelagerten Gummiwalze beschrieben. Diese Mechanik ist aber
keine Flügel-, sondern eine senkrecht stehende
Klaviermechanik. Die drehbare Gummiwalze ist auch nicht am Hammer,
sondern an der Spitze der Stoßzunge angeordnet. Durch diese
Konstruktion ergibt sich durch die Rolle keine Verminderung
des zum Niederdrücken der Taste nötigen Kraftaufwands, weil
hier der größte Teil der Reibung nicht zwischen der Stoßzunge
und der Hammernuß, sondern zwischen der Auslöserpuppe und dem
Hammerbalken entsteht.
Schließlich ist aus der US 5811702 A ein Tasteninstrument mit
speziell ausgebildeten Hammerköpfen bekannt. Im Rahmen des
dort angegebenen Standes der Technik wird der herkömmliche
Aufbau einer Hammermechanik beschrieben. Dazu wird erwähnt,
daß diese übliche Mechanik eine Hammerrolle aufweist, die
drehbar mit dem Hammerstiel verbunden ist. Wie der Fachmann
weiß, war während der über 100 Jahre alten Entwicklung der
Repetitionsmechanik bis in die jüngste Zeit die Hammerrolle
immer feststehend mit dem Hammerstiel verbunden, und zwar
über den starren Hammerrollenkern. Die in der Druckschrift
erwähnte Drehbarkeit bezieht sich deshalb auf den
Hammerstiel, bei dessen Drehbewegung die Hammerrolle zwangsläufig
mitgedreht wird.
Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, eine
Flügelmechanik der eingangs genannten Art anzugeben, mit deren
Hilfe der zum Niederdrücken der Taste erforderliche
Kraftaufwand herabgesetzt und damit für den Pianisten eine
leichtere Spielart möglich ist, die das Risiko einer
gesundheitlichen Schädigung deutlich vermindert.
Eine weitere Aufgabe der Erfindung besteht darin, durch das
Herabsetzen des zum Niederdrücken der Taste erforderlichen
Kraftaufwands zu vermeiden, daß bei häufig benutzten Flügeln
die Oberfläche der Hammerrolle immer wieder mit einem
Gleitmittel versehen werden muß.
Diese Aufgaben löst die Erfindung durch eine Flügelmechanik
gemäß dem Patentanspruch 1. Der übliche Abstand zwischen der
Hammerrolle und der Stoßzunge beträgt vorzugsweise etwa 0,2 mm.
In den Patentansprüchen 2 und 3 sind bevorzugte
Ausführungsformen der erfindungsgemäßen Flügelmechanik angegeben.
Bei der Flügelmechanik gemäß der Erfindung wird die bis in
die neueste Zeit angewandte Gleitreibung zwischen einerseits
dem Repetierschenkel und der Stoßzunge sowie andererseits der
feststehenden Rolle mittels einer drehbaren Hammerrolle durch
eine Rollreibung ersetzt.
Überraschenderweise wurde trotz der schon mehr als 270 Jahre
dauernden Entwicklung der Flügelmechanik bis heute weltweit
von keinem Flügelhersteller eine Mechanik auf den Markt
gebracht, bei der die feststehende Rolle oder ein
entsprechendes Bauteil (wie der vorgenannte Nocken) durch eine
drehbare Rolle ersetzt worden ist. Dies ist um so erstaunlicher
als zweifellos von Anfang an das Bedürfnis bestand (z. B.
auch für Frauen, Kinder und Jugendliche), den Kraftaufwand
beim Klavierspiel möglichst gering zu halten. Die vorliegende
Erfindung befriedigt dieses Bedürfnis auf eine sehr einfache
Weise und mit großer Wirkung, ganz entgegen der langjährigen
Praxis im Stand der Technik.
Die durch die Erfindung erreichbare Verringerung der zum
Niederdrücken der Taste erforderlichen Kraft ist aus der
nachfolgenden Tabelle ersichtlich. Darin sind die gemessenen
Kraftwerte in g für den Fall der herkömmlichen feststehenden
Rolle und den Fall der erfindungsgemäßen drehbaren Rolle
sowie die zugehörige Kraftersparnis angegeben. In beiden Fällen
wurde mit Ausnahme der Rolle die gleiche Flügelmechanik
benutzt. Bei den Meßwerten handelt es sich um
Durchschnittswerte sämtlicher Tasten einer Flügelklaviatur vom Baß bis zum
Diskant.
Bei jeder Taste wurde der Kraftaufwand für drei verschiedene
Phasen des Tastenanschlags gemessen. Dabei entspricht das
Niedergewicht der Kraft, die nötig ist, um den Hammer nach
oben zu bewegen. Das Aufgewicht entspricht der Kraft, um nach
dem Anschlag die Taste unten zu halten. Das Auslösegewicht
entspricht der Kraft, die für das Repetieren nötig ist.
Tabelle
Aus der Tabelle ist ersichtlich, daß die Kraftersparnis durch
die Erfindung 20 bis über 25% beträgt, also einen sehr
großen Vorteil bedeutet.
Ein weiterer wesentlicher Vorteil der Erfindung besteht
darin, daß bereits existierende übliche Flügelmechaniken auf
sehr einfache und damit kostengünstige Weise auf die
erfindungsgemäße drehbare Hammerrolle umgerüstet werden können.
Dabei bleibt wegen des unveränderten Hammergewichts die
Dynamik des Anschlags von pianissimo bis fortissimo voll
erhalten. Wegen der einfachen Verwirklichung der Erfindung kann
das Umrüsten nicht nur bei Flügelherstellern und auf die
Produktion der Flügelmechanik spezialisierten Fabriken erfolgen,
sondern auch von handwerklichen Reparaturbetrieben
durchgeführt werden.
Erfindungsgemäß ist es bevorzugt, eine Hammerrolle mit einer
Oberfläche aus einem elastischen Material einzusetzen,
welches das Geräusch des Anschlags sowie des Abrollens der
Hammerrolle auf dem Repetierschenkel und der Stoßzunge
vermindert. Ein dafür besonders geeignetes Material ist ein
Filzmaterial. Dieses weist in Strang- oder Schlauchform eine
isotrope Struktur auf und stellt damit eine gleichbleibende
Beanspruchung der sich berührenden Oberflächen sicher. Eine
Veränderung der für den Anschlag erforderlichen Kraft im
Laufe der Zeit ist damit praktisch ausgeschlossen, und der
Einsatz von Gleitmitteln auf der Rolle und ihrer Gegenfläche
erübrigt sich.
Die Erfindung hat nicht nur den Vorteil, daß beim Spiel der
Kraftaufwand für den Pianisten deutlich geringer ist als bei
bekannten Mechaniken. Eine Folge hiervon ist nämlich auch
eine Erweiterung seiner musikalischen Ausdrucksmöglichkeiten.
Beispielsweise eine bessere, weil leichtere Repetierbarkeit.
Im Rahmen der Erfindung kann an Stelle einer einzigen
drehbaren Hammerrolle auch eine Mehrzahl hiervon eingesetzt
werden.
Die Erfindung wird nachfolgend anhand der Zeichnungen
erläutert. Darin zeigen
Fig. 1 eine schematische Seitenansicht einer ersten
Ausführungsform einer Flügelmechanik, wie sie im
Stand der Technik beschrieben ist;
Fig. 2 eine Fotografie eines Teils einer zweiten
Ausführungsform einer Flügelmechanik, wie sie im Handel
erhältlich ist und zum Stand der Technik gehört;
Fig. 3a eine schematische Seitenansicht der wichtigsten
Teile einer erfindungsgemäßen Flügelmechanik;
Fig. 3b eine vergrößerte schematische Seitenansicht einer
drehbaren Hammerrolle in ihrem Haltebügel;
Fig. 3c eine schematische Seitenansicht der Hammerrolle
gemäß Fig. 3b, jedoch um 90° um die senkrechte
Mittelachse gedreht;
Fig. 4 eine Fotografie eines Teils einer Flügelmechanik
ähnlich Fig. 2, jedoch mit der erfindungsgemäßen
drehbaren Hammerrolle; und
Fig. 5a-5c Fotografien der Flügelmechanik gemäß Fig. 4 in
drei verschiedenen Stellungen der Hammerrolle.
In allen Figuren der vorliegenden Zeichnung sind alle
Merkmale mit der gleichen Funktion auch mit der gleichen
Bezugsnummer versehen.
Fig. 1 zeigt eine schematische Seitenansicht einer ersten
Ausführungsform einer Flügelmechanik, wie sie aus Uchdorf,
"Handbuch für Klavierbauer", Wilhelmshaven (1985), Seite 78,
druckschriftlich bekannt ist. Die Mechanik weist eine Taste
1, eine daraus nach oben vorragende Pilotenschraube 2, ein
darüberliegendes Hebeglied 3 sowie daran schwenkbar befestigt
eine Stoßzunge 4 und einen schräg nach oben verlaufenden
Repetierschenkel 5 auf.
Etwa parallel zum Repetierschenkel 5 ist darüber ein
Hammerstiel 6 angeordnet. An dessen Unterseite ist mittels eines
Verbindungselements 7 eine nicht drehbare Hammerrolle 8
befestigt, die auf der Oberseite des Repetierschenkels 5 dort
aufliegt, wo sich an dessen Unterseite das obere Ende der
Stoßzunge 4 in einem Abstand von 0,2 mm von der Hammerrolle 8
befindet.
Beim Anschlagen der Taste 1 werden über die Pilotenschraube 2
und das Hebeglied 3 die Stoßzunge 4 und der Repetierschenkel
5 angehoben. Der sich nach oben bewegende Repetierschenkel 5
drückt die Hammerrolle 8 und damit den Hammerstiel 6 nach
oben. Da der Repetierschenkel 5 und der Hammerstiel 6 um
verschiedene Drehpunkte geschwenkt werden, ergibt sich
zwangsläufig, daß der Oberflächenabschnitt der Hammerrolle 8, der
mit dem Repetierschenkel 5 in Berührung steht, an dessen
Oberfläche 5a über eine bestimmte Länge gleiten muß. Diese
Gleitbewegung erzeugt eine Reibung zwischen dem
Repetierschenkel 5 und der Hammerrolle 8 und verursacht die oben
erwähnte unerwünschte schwere Spielart der Flügelmechanik.
Fig. 2 zeigt eine Fotografie eines Teils einer zweiten
Ausführungsform einer Flügelmechanik, wie sie derzeit im Handel
erhältlich ist und zum Stand der Technik gehört. Daraus ist
ersichtlich, daß die Hammerrolle 8 mittels des
Verbindungselements 7, das einerseits in den Hammerstiel 6 und
andererseits in die Hammerrolle 8 hineinreicht, in einer Weise an
dem Hammerstiel 6 befestigt ist, die eine Drehung der
Hammerrolle 8 ausschließt.
Fig. 3a zeigt eine schematische Seitenansicht der wichtigsten
Teile einer erfindungsgemäßen Flügelmechanik. Deren Aufbau
entspricht im wesentlichen den Ausführungsformen der
bekannten Mechanik gemäß Fig. 1 und 2. Gemäß Fig. 3a weist die
erfindungsgemäße Flügelmechanik eine Stoßzunge 4, einen davon
unabhängigen Repetierschenkel 5 und eine an einem Hammerstiel
6 angeordnete drehbare Hammerrolle 8a auf, die mit dem
Repetierschenkel 5 in Kontakt steht. Wie bei der bekannten
Ausführungsform gemäß Fig. 2 ragt auch bei der erfindungsgemäßen
Ausführungsform gemäß Fig. 3a das obere freie Ende 4a der
Stoßzunge 4 durch eine längliche durchgehende Ausnehmung 5b
in dem Repetierschenkel 5 hindurch und ist darin frei
beweglich. In der dargestellten Ruhestellung der Mechanik liegt
die drehbare Hammerrolle 8a auf dem Repetierschenkel 5 auf.
Das durch ihn hindurchragende obere freie Ende 4a der
Stoßzunge 4 befindet sich etwa 0,2 mm unterhalb der Oberkante des
Repetierschenkels 5.
Jedoch besteht zwischen den bekannten Mechaniken in Fig. 1
oder 2 und der erfindungsgemäßen Mechanik in Fig. 3a der
wesentliche Unterschied, daß bei der Erfindung die Hammerrolle
8a drehbar gelagert ist. Zu diesem Zweck ist sie in einem
Haltebügel 9 drehbar angeordnet, der am Hammerstiel 6
befestigt ist.
Fig. 3b zeigt eine vergrößerte schematische Seitenansicht der
drehbaren Hammerrolle 8a in dem Haltebügel 9.
Fig. 3c zeigt eine schematische Seitenansicht der Hammerrolle
gemäß Fig. 3b, jedoch um 90° um die senkrechte Mittelachse
gedreht.
Fig. 4 ist eine Fotografie eines Teils einer Flügelmechanik
ähnlich Fig. 2, jedoch mit der erfindungsgemäßen drehbaren
Hammerrolle 8a anstelle der nicht drehbaren Hammerrolle 8.
Unter Bezugnahme auf die Fig. 5a bis 5c wird nun die
Benutzung der erfindungsgemäßen Flügelmechanik erläutert.
In Fig. 5a ist die Ausgangsstellung (Ruhestellung) der
Mechanik dargestellt. Die drehbare Hammerrolle 8a ruht auf der
Oberfläche 5a des Repetierschenkels 5 und ist etwa 0,2 mm von
dem durch den Repetierschenkel 5 hindurchgeführten oberen
freien Ende 4a (Fig. 3a) der Stoßzunge 4 beabstandet. Die
Ausgangsstellung der drehbaren Hammerrolle 8a ist durch eine
in das Filzmaterial der Hammerrolle 8a seitlich eingestochene
Stecknadel 10 markiert. Der Hammerstiel 6 nimmt eine zum
Repetierschenkel 5 etwa parallele Position (nach links
abfallend) ein.
Durch Anschlagen der Taste (nicht dargestellt) werden unter
Mitwirkung der vorstehend genannten Zwischenelemente
(Pilotenschraube, Hebeglied; nicht dargestellt) die Stoßzunge
4 und der Repetierschenkel 5 angehoben. Diese Bewegung wird
über die drehbare Hammerrolle 8a auf den Hammerstiel 6
übertragen.
Fig. 5b zeigt die Stellung der Mechanik bei Halbgang. Das
heißt, die Position des Hammerstiels 6 ist fast horizontal.
Gleichzeitig hat die drehbare Hammerrolle 8a auf dem
Repetierschenkel 5 eine kleine Rollbewegung (in Fig. 5b nach
links) ausgeführt. Dies ist in Fig. 5b an der nach rechts
versetzten Stellung der Stecknadel 10 gegenüber deren
Stellung in Fig. 5a erkennbar.
Fig. 5c zeigt die Stellung der Mechanik nach dem Anschlag des
Hammers auf die Saite. Dabei befindet sich der Hammerstiel 6
in einer im wesentlichen horizontalen Position. Auch ist die
drehbare Hammerrolle 8a auf dem Repetierschenkel 5 um ein
weiteres Stück (in Fig. 5c nach links) abgerollt, was die
Stellung der Stecknadel 10 in Fig. 5c im Vergleich zu jener
in Fig. 5b erkennen läßt. Außerdem wurde gemäß Fig. 5c die
Stoßzunge 4 innerhalb der länglichen Ausnehmung 5b im
Repetierschenkel 5 von der drehbaren Hammerrolle 8a weggeschwenkt
(in Fig. 5c nach rechts) und ragt dann mit ihrem oberen
freien Ende 4a aus der genannten Ausnehmung 5b nach oben
heraus. Das heißt, auch bei dieser Schwenkbewegung der Stoßzunge
4 erfolgte ein Abrollen zwischen ihrem oberen freien Ende 4a
und der drehbaren Hammerrolle 5a.
Insgesamt vollführt somit die drehbare Hammerrolle 8a beim
Anschlagen der Taste eine Rollbewegung auf Gegenflächen des
Repetierschenkels 5 und der Stoßzunge 4. Im Fall des Standes
der Technik gemäß Fig. 1 und 2 ist anstelle dieser
Rollbewegung nur eine Gleitbewegung der nicht drehbaren
Hammerrolle 8 möglich, was notwendigerweise mit einer höheren
Reibung verbunden ist. Diese entfällt bei der Erfindung und
verkleinert daher den Kraftaufwand des Pianisten. Dadurch
besteht für ihn auch ein geringeres Risiko einer
gesundheitlichen Schädigung.
Anspruch[de]
1. Flügelmechanik mit einer Stoßzunge (4), einem davon
unabhängigen Repetierschenkel (5) und einer an einem
Hammerstiel (6) angeordneten Hammerrolle (8a), die mit einem
üblichen Abstand der Stoßzunge (4) gegenüberliegt und mit
dem Repetierschenkel (5) in Kontakt steht, dadurch
gekennzeichnet, daß die Hammerrolle (8a) in einem am
Hammerstiel (6) befestigten Haltebügel (9) drehbar
angeordnet ist.
2. Flügelmechanik nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß die Oberfläche der Hammerrolle (8a) aus einem
elastischen Material besteht.
3. Flügelmechanik nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet,
daß die Oberfläche der Hammerrolle (8a) aus einem
Filzmaterial besteht.